DSD (difference of sexual development)
- Humangenetik & NGS
- Molekulargenetik
- Endokrinologische Erkrankungen
-
Material
EDTA-Blut 2 mL oder isolierte DNA -
Methode
Sequence capture,Sequencing-by synthesis -
Dauer
6-8 Wochen -
Akkreditiert
Ja -
Allgemeines
Ansprechpartnerin:
Dr. rer. nat. Susanne Herbst, Dr. rer. nat. Laura Hildebrand
Kontakt Tel.: +49 (030) 405 026 432
Info-Humangenetik@laborberlin.com -
Indikation
Disorder of sexual development (DSD)
Störungen der Geschlechtsentwicklung liegen definitionsgemäß dann vor, wenn chromosomales, gonadales oder phänotypisches Geschlecht nicht übereinstimmen. Das biologische Geschlecht wird auf mehreren Ebenen festgelegt: Mit der Befruchtung der Eizelle durch das Spermium wird das genetische Geschlecht des Embryos durch die Geschlechtschromosomen als weiblich (46,XX) oder männlich (46,XY) definiert. Die zweite Ebene stellt die Geschlechtsdeterminierung während der Embryonalphase dar (1.–12. SSW). Hier findet die Anlage der Gonaden (Keimdrüsen) statt, bei der sich ausgehend von der unidifferenzierten Urogenitalleiste zwischen Urniere und dorsalem Mesenterium bei einem XY-Karyotyp Testes und Wolff’sche Strukturen (Samenleiter, Nebenhoden, Samenbläschen) sowie bei einem 46,XX-Karyotyp Ovarien und Müller’sche Strukturen (Uterus, Eileiter, proximale Vagina) entwickeln.
Die Gonadenanlagen sind zunächst ontogenetisch bipotent, d. h., ihre weitere Differenzierung kann grundsätzlich sowohl in die männliche als auch in die weibliche Richtung erfolgen. Diese dritte Ebene betrifft das indifferente embryonale äußere Genitale mit Genitalhöcker, Labioskrotalwülsten und Urogenitalfurche, aus dem sich entweder das männliche oder weibliche äußere Genitale bildet.
Für die männliche Geschlechtsdifferenzierung ist das von den Leydigzellen des Hodens produzierte Testosteron, das Dehydrotestosteron (DHT) und das von den Sertolizellen des Hodens gebildete AMH notwendig. Die weibliche Geschlechtsdifferenzierung aus indifferentem Genitale läuft bei Abwesenheit von Testosteron ab. Die Wolff’schen Gänge bilden sich zurück, die Klitoris entsteht aus dem Genitalhöcker und aus den Labioskrotalwülsten die inneren und äußeren Schamlippen sowie distale Vagina. Die Müller’schen Gänge differenzieren sich zu Uterus, Eileiter und proximaler Vagina.
Die vierte Ebene wird durch die Wirkung der Geschlechtshormone bestimmt. Auf allen diesen Ebenen sind genetische Ursachen für eine Störung der Geschlechtsentwicklung beschrieben. Sequenzierungs-, Deletions- und Duplikationsanalysen können in fast 50 % der Fälle eine Kausalität identifizieren (Eggers et al. Genome Biol 2016).
Unter Ausschluss des AGS, Klinefelter und Turner-Syndroms liegt die Inzidenz einer Geschlechtsentwicklungsstörung bei ca. 1:5555 (Sax J Sex Res 2022). Für die meist infertilen Betroffenen kann aufgrund der tiefgreifenden Bedeutung der Erkrankung intensive medizinische und psychosoziale Betreuung erforderlich sein. Eine normale Pubertätsentwicklung und sexuelle Funktionsfähigkeit ist meist ohne adäquate hormonelle Behandlungen und genitalchirugische Rekonstruktionen nicht möglich.
Quellen: S2k-Leitlinie 174/001: Varianten der Geschlechtsentwicklung aktueller Stand: 07/2016
Disorders of Sexual Development: Current Status and Progress in the Diagnostic Approach Mary García-Acero et al 2019 PMID: 31998049
Intersexualität und Differences of Sex Development (DSD) Grundlagen, Diagnostik und Betreuungsansätze Prof. Dr. P.-M. Holterhus Springerverlag Bundesgesundheitsblatt Ausgabe 12/2013
https://www.kindergynaekologie.de/fachwissen/korasion/2010/stoerungen-der-geschlechtsentwicklung-dsd/
-
Praeanalytik
Für die Untersuchung ist eine Einwilligung des Patienten nach GenDG erforderlich , Diese finden Sie unter folgenden Link zu den Anforderungsscheinen unter „Allgemeine Dokumente“.(Link)
-
Bewertung
Gen OMIM-G OMIM-P AKR1C2 600450 614279 AKR1C4 600451 614279 AMH 600957 261550 AMHR2 600956 261550 AR 313700 300068 ATRX 300032 309580 BMP15 300247 300510 BNC2 608669 618612 CBX2 602770 613080 CUL4B 300304 300354 CYB5A 613218 250790 CYP11A1 118485 613743 CYP11B1 610613 202010 CYP17A1 609300 202110 CYP19A1 107910 613546 CYP21A2 613815 201910 DHCR7 602858 270400 DHH 605423 233420 FGF10 602115 149730 FGFR2 176943 207410 FOXL2 605597 608996 FSHR 136435 233300 GREB1L 617782 617805 HSD17B4 601860 233400 HOXA4 142953 – HSD17B3 605573 264300 HSD3B2 613890 201810 IRX5 606195 611174 LHCGR 152790 238320 MAMLD1 300120 300758 MAP3K1 600982 613762 MID1 300552 300000 NR0B1 300473 300018 NR5A1 184757 612965 POR 124015 201750 RPL10 312173 300998 RSPO1 609595 610644 SAMD9 610456 617053 SGPL1 603729 617575 SOX3 313430 312000 SOX9 608160 114290 SRD5A2 607306 264600 SRY 480000 400045 STAR 600617 201710 TOE1 613931 614969 WNT4 603490 158330 WNT9B 602864 – WT1 607102 194080