Kallmann Syndrom (KS) / hypogonadotroper Hypogonadismus (HH)
- Humangenetik & NGS
- Molekulargenetik
- Endokrinologische Erkrankungen
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Material
EDTA-Blut 2 mL oder isolierte DNA -
Methode
Sequence capture,Sequencing-by synthesis -
Dauer
6-8 Wochen -
Akkreditiert
Ja -
Allgemeines
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Indikation
Hypogonadotroper Hypogonadismus, Kallmann-Syndrom
Unter Hypogonadismus wird im Allgemeinen die Unterfunktion der Gonaden (Keimdrüsen) verstanden. Oft wird damit aber auch nur eine Unterfunktion der Hoden als männliche Keimdrüsen gemeint. Ein weiblicher Hypogonadismus ist durch mangelnde Östrogen- bzw. Progesteronproduktion (fehlende Ovulation bzw. fehlende Corpus-luteum-Bildung) charakterisiert.Eine Einteilung der Hypogonadismus-Formen erfolgt nach endokrinologischem Muster.
• Der primäre Hypogonadismus beruht prinzipiell auf einer Organfunktionsstörung der Keimdrüsen. Trotz ausreichender Stimulation durch die übergeordneten Hormonzentren produzieren Eierstöcke oder Hoden zu wenig Hormone oder Gameten. Angeborene chromosomale Störungen sind beim Mann das Klinefelter-Syndrom und bei der Frau das Turner-Syndrom.
• Ein sekundärer Hypogonadismus beruht auf einer Störung auf Ebene der Hypophyse, in denen die Gonadotropine gebildet werden. Aufgrund einer Störung der übergeordneten Zentren werden zu wenig der Hormone produziert, welche die Gonaden steuern. Aufgrund des Mangels dieser Hormone werden Hoden oder Eierstöcke zu wenig stimuliert, sind aber prinzipiell funktionsfähig. Typische Erkrankungen sind Hypophysenadenome oder angeborene Störungen wie z. B. das Kallmann-Syndrom, ferner eine direkte Schädigung des Hypophysenvorderlappens bei Hämochromatose.
• Der seltene tertiäre Hypogonadismus liegt bei Störungen des Hypothalamus mit verminderter oder fehlender Sekretion des GnRH vor (z.B. im Falle eines Kallmann-Syndroms).
Der primäre hypergonadotrope Hypogonadismus bei der Frau, welcher auch als hypergonadotrope Amenorrhoe bezeichnet wird, ist gekennzeichnet durch eine primäre Ovarialinsuffizienz. Beim sekundären Hypogonadismus der Frau finden sich anstelle des gesunkenen Testosteronspiegels normale bis leicht gesunkene Spiegel von Östrogen und Prolaktin und analog zum primären hypergonadotropen Hypogonadismus ein Ausbleiben der Regelblutung (hypogonadotrope Amenorrhoe).
Ein Hypogonadismus beim Mann zeigt sich häufig aufgrund verzögerter oder ausbleibender Pubertätsentwicklung. In schwerwiegenden Fällen eines Androgenmangels ist das klinische Bild eines präpubertär einsetzenden Hypogonadismus eindeutig und Diagnose und Behandlung kann zielgerichtet erfolgen. Bei Verdacht auf einen idiopathischen hypogonadotropen Hypogonadismus besteht die Herausforderung darin, diese von einer konstitutionellen Pubertätsverzögerung abzugrenzen und den Beginn einer Androgenbehandlung festzulegen. Auch bei leichtem Androgenmangel, etwa bei Klinefelter-Syndrom-Patienten, kann die Pubertätsentwicklung unvollständig oder verzögert sein.
Mehrere klinische Hinweise können auf einen Hypogonadismus deuten. Dazu zählen: geringes Hodenvolumen, (anamnestischer) Kryptorchismus, Gynäkomastie, spärliche Körperbehaarung, eunuchoider Habitus, geringe Knochenmasse und Subfertilität.
Das Kallmann-Syndrom (KS) wird in den meisten Fällen in der Pubertät diagnostiziert, wenn das Fehlen der Geschlechtsentwicklung auffällig wird. Bei schweren Fällen kann bei männlichen Patienten beispielsweise aufgrund eines Kryptorchismus oder Mikropenis der Verdacht bereits im Kleinkindalter gestellt werden.
Die wichtigsten klinischen Merkmale bei beiden Geschlechtern sind unvollständige Pubertät (hypogonadotroper Hypogonadismus) und eine teilweise oder vollständige Anosmie.
Männliche Patienten entwickeln unbehandelt eine verringerte Knochendichte und Muskelmasse, ein verringertes Hodenvolumen (< 4 ml), erektile Dysfunktion und verminderte Libido und sind infertil. Unbehandelte weibliche Erwachsene haben nahezu immer eine primäre Amenorrhoe mit häufig auffälliger Brustentwicklung.
Ursache des KS ist eine Entwicklungsstörung des olfaktorischen Systems und eine unterbrochene embryonale Migration der GnRH-synthetisierenden Neuronen vom Riechepithel in die Hypothalamusregion. Neben selteneren familiären Formen sind überwiegend Neumutationen ursächlich.
Die Häufigkeit wird mit 1:8000 für Männer und 1:40.000 für Frauen angegeben. Es existieren genetische Ursachen in mehreren Genen, welche in drei Erbgänge eingeteilt werden können:
• Die X-chromosomal-rezessive Form im KAL1/ANOS1-Gen (ca. 8% der Patienten)
• die autosomal-dominante Form mit pathogenen Varianten im FGFR1-Gen (Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor 1, KAL2; ca. 10% der Patienten), FGF8-Gen (Fibroblasten-Wachstumsfaktor 8, KAL6; ca. 2 % der Patienten), CHD7 (Chromodomain Helikase DNA-Bindungsprotein 7, KAL5; 6-8% der Patienten) und SOX10 (SRY-related HMG-Box Gen 10)
• die autosomal-rezessiven und oligogene Form mit Varianten in den Genen PROKR2 (Prokineticin-Rezeptor-2-Gen, KAL3) und PROK2 (Prokineticin-2-Gen, KAL4) (ca. 9% der Patienten).
Das Genpanel umfasst außerdem die Basisgene GNRHR, GNRH1, DMRT1, IL17RD, TACR3, NSMF, KISS1, KISS1R, DUSP6, FGF17, FSHB, FEZF1, LHB, NDNF, SEMA3A, SEMA3E, SOX2, SPRY4, TAC3, in welchen ebenfalls ursächliche Varianten für einen HH nachgewiesen wurden. Mit der Untersuchung von insgesamt 31 Genen, welche im Zusammenhang mit einem hypogonadotropen Hypogonadismus beschrieben wurden, wird eine sehr hohe Sensitivität erreicht.
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Praeanalytik
Für die Untersuchung ist eine Einwilligung des Patienten nach GenDG erforderlich , Diese finden Sie unter folgenden Link zu den Anforderungsscheinen unter „Allgemeine Dokumente“.(Link)
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Bewertung
GEN
OMIM- G
OMIM- P
ANOS1
300836
308700
ARHGAP35
605277
–
CHD7
608892
612370
CUL4B
300304
300354
DCAF17
612515
241080
FEZF1
613301
616030
FGF17
603725
615270
FGF8
600483
612702
FGFR1
136350
147950
FSHB
136530
229070
GNRH1
152760
614841
GNRHR
138850
146110
IL17RD
606807
615267
KISS1R
604161
614837
KLB
611135
–
LEP
164160
614962
LEPR
601007
614963
LHB
152780
228300
NDNF
616506
618841
PLXNA3
300022
–
PROK2
607002
610628
PROKR2
607123
244200
PROP1
601538
262600
SEMA3F
601124
NA
SOX10
602229
609136
SOX11
600898
615866
TAC3
162330
614839
TACR3
162332
614840
WDR11
606417
614858