NEuroBioStand-Projekt zur europaweiten Vergleichbarkeit von innovativen Biomarkern gestartet
Berlin – Labor Berlin, Tochterunternehmen von Charité und Vivantes, hat als erstes Labor die Bestimmung von NfL sowohl im Liquor als auch im Serum als Routineparameter im Rahmen der regulären Krankenkassenversorgung für Patientinnen und Patienten eingeführt.
Neurofilament Light Chain aus Serum als Biomarker für Nervenzellschäden
Neurodegenerative Erkrankungen stellen einen erheblichen Einschnitt in das Leben von Patientinnen und Patienten dar. Frühzeitige und präzise Diagnostik kann für diese Fälle für die Lebensqualität von Betroffenen von besonderer Bedeutung sein. Möglich gemacht wird dies unter anderem durch die Bestimmung von Neurofilament Light Chain (NfL) im Serum, z.B. bei ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) oder bei Frontotemporaler Demenz. Die Messung von NfL ist aktuell nur in wenigen Laboren möglich.
Was macht die Bestimmung als Routineparameter so wertvoll?
Der Nachweis von NfL aus Serum erfordert für die Diagnostik lediglich eine übliche Blutentnahme. Diese kann jede Ärztin und jeder Arzt vornehmen und dazu beitragen, die Indikation für eine ggf. nötige Lumbalpunktion gezielter zu stellen. Da die Konzentration von NfL im Serum jedoch wesentlich geringer ist, bedarf es einer speziellen, hochempfindlichen Messmethode, dem sogenannten Single Molecule Assay von Quanterix®.
Warum sind einheitliche Standards so wichtig?
PD Dr. med. Péter Körtvélyessy, Experte für Biomarker in der Neurologie und Projektleiter für innovative neurologische Entwicklungen bei Labor Berlin, leitet eine Arbeitsgruppe des EU-geförderten NEuroBioStand-Projektes (Start: 01.10.2023). Dieses hat sich zum Ziel gesetzt, einheitliche Standards für unterschiedliche neurologische Bestimmungsmethoden – unter anderem für NfL – einzuführen. Die Vergleichbarkeit der verschiedenen Methoden sorgt dafür, dass der gemessene Wert je Methode in allen Laboratorien der gleiche ist. Solche standardisierten Tests vermeiden fundamentale Fehldiagnosen – ist es eine tödliche Erkrankung oder ein Normalbefund? – und stellen so für Patientinnen und Patienten besonders verlässliche Ergebnisse sicher. Für Routinemessungen nimmt Labor Berlin verpflichtend an sogenannten Ringversuchen teil. Bei neuen, innovativen Biomarkern, wie z.B. NfL, müssen diese Standards erst festgelegt werden. Labor Berlin wird hier nun aktiv unterstützen, für diese neuen Werte und die neuen Messmethoden den gesetzten Standards zu entsprechen.
Was bedeutet das für die Krankenversorgung in Deutschland?
Mit der Routine-Bestimmung von Neurofilament Light Chain aus Serum gehört Labor Berlin zu weltweit wenigen klinischen Laboren, die den wichtigen Biomarker Neurofilament Light Chain (NfL) außerhalb der Forschung und unter akkreditierten Bedingungen allen Einsendern anbieten können. Schon jetzt ist Neurofilament Light Chain im Serum ein wichtiger Biomarker über die Neurologie hinaus z.B. in der Pädiatrie, der Onkologie oder Intensivmedizin geworden.