Ein Surfbrett aus recyceltem Laborplastik? Wirklich? Geht nicht, gibt’s nicht! „Vor inzwischen drei Jahren“, sagt Katja Strunck, Leiterin Facility Management bei Labor Berlin, „erhielten wir eine Anfrage von Merijaan.“ Dieses Berliner Start-Up-Unternehmen stellt aus Alt-Plastik neue Produkte her. „Sie sind ganz richtig davon ausgegangen, dass bei uns eine unheimliche Menge an Plastikmüll anfallen muss.“, sagt Katja Strunck weiter, „Und ja – wir produzieren jährlich so viel Plastikabfall, dass es vollkommen naheliegend war, sich mit innovativen Recycling-Ideen auf einen neuen Weg der Müllverwertung zu machen. Die Anfrage von Merijaan kam uns also wie gerufen.“
Beim Kennenlernen dann beste Stimmung: „Uns war sofort klar: das passt! Das passt sogar richtig gut!“ Als anschließend die Expert:innen von Merijaan die Mülltonnen des Labors von links auf quer gezogen haben, um das passende Plastik für ihre Zwecke zu finden, stellte sich heraus: Das Start-Up hat es auf die Boxen abgesehen, in denen die Pipettenspitzen verpackt sind. Denn es hat erstens die nötige Härte und zweitens kommen diese Boxen in allen möglichen Farben daher.
Im Rahmen eines Workshops wurde gemeinsam diskutiert, wie die Plastikboxen optimal verwertet werden können und welche Upcycling-Möglichkeiten es gibt; mit dem Ergebnis: Seifenschalen, Lineale, Karabinerhaken – vor allem ein komplett recyceltes Surfboard. „Das ist es doch…“, sagt Katja Strunck, „was junge Menschen heutzutage wirklich interessiert! Der Nachhaltigkeitsgedanke ist einfach ein riesiges Argument. Und das wollen auch wir unterstützen.“
Und so wurden vor zwei Jahren weitere Mülltonnen in den Laboren platziert, in welche ausschließlich Pipettenspitzen-Boxen aus Hartplastik landen. „Und zwar mit großer Disziplin“, wie Katja Strunck versichert, „denn unsere Mitarbeitenden finden das Projekt toll.“ 100 bis 110 Kilo allein dieses Plastiks kommen jeden Monat zusammen, die säckeweise durch Berlin zu Merijaan verfrachtet werden.
„Das“, so Katja Strunck, „ist jetzt ein integraler Bestandteil unseres Abfallmanagements. Und natürlich soll dies nicht die einzige Maßnahme zur Förderung von Nachhaltigkeit bei uns bleiben.“ In diesem Sinne ist Labor Berlin vor Kurzem auf recycelte Mülltonnen umgestiegen – vor allem beim sogenannten C-Abfall, der samt Tonne direkt verbrannt werden muss. „Jährlich kommen bei uns in etwa 5.000 C-Abfall-Behälter zusammen“, schätzt Katja Strunck, „und mit unserem Entsorger sind wir jetzt auf ein recyceltes Produkt umgestiegen, sodass das Plastik wenigstens einmal wiederverwendet wurde.“ Außerdem schon umgesetzt: Labor Berlin schickt Kartons und Styroporkisten, in denen Labormaterial geliefert wird, zu den Lieferanten zurück.
Und ganz neu in Überlegung zusammen mit Merijaan: das Recycling der unzähligen Beutel, in denen Blut- und Gewebeproben im Labor eintreffen und die allesamt entsorgt werden. „Das ist eine unvorstellbare Menge“, wie Katja Strunck sagt, aus denen sich vielleicht schon bald zum Beispiel Reagenzglasständer machen lassen – oder Merchandisingartikel wie Stullenbrettchen.
Das Interview mit Katja Strunck sowie weitere Beispiele zu Nachhaltigkeitsprojekten in Laboren erschien im Rahmen des Newsletters der Akkreditierten Labore in der Medizin e.V.