Adrenogenitales Syndrom (AGS) / kongenitale adrenale Hyperplasie (CAH)
- Humangenetik & NGS
- Molekulargenetik
- Endokrinologische Erkrankungen
-
Material
EDTA-Blut 2 mL oder isolierte DNA -
Methode
Sequence capture,Sequencing-by synthesis -
Dauer
6-8 Wochen -
Akkreditiert
Ja -
Allgemeines
Ansprechpartnerin:
Dr. rer. nat. Susanne Herbst, Dr. rer. nat. Laura Hildebrand
Kontakt Tel.: +49 (030) 405 026 432
Info-Humangenetik@laborberlin.com -
Indikation
Eine angeborene Nebennierenhyperplasie (CAH; congenitale adrenogenitale Hyperplasie) macht sich klinisch als adrenogenitalen Syndrom (AGS) bemerkbar. Unter diesem Krankheistbild werden mehrere autosomal-rezessiv vererbte Defekte der Kortisolbiosynthese der Nebenniere zusammengefasst. Dabei unterscheidet man zwischen der klassischen Form, welche mit einer Virilisierung weiblicher Neugeborener einhergeht und zu einem Salzverlustsyndrom führen kann und der nicht-klassischen (late-onset) Form mit variabler, meist erst in der Pubertät oder im Erwachsenenalter auftretenden Symptomatik (u.a. Hirsutismus, verminderte Fertilität, polycystische Ovarien).
Das Salzverlustsyndrom ist die schwerste Form der Erkrankung, hier ist neben der Kortisol- auch die Aldosteronbiosynthese beeinträchtigt, was bei Neugeborenen zu einem lebensbedrohenden Salzverlust führen kann. Dabei liegt in über 95% der Fälle die Ursache der Erkrankung in Defekten des 21-Hydroxylase-Gens (CYP21A2). Mit einer Häufigkeit von 1:5000 – 1:10000 gehört AGS zu den seltenen Erkrankungen, aufgrund der hohen Heterozygotiefrequenz in der Allgemeinbevölkerung wird der 21-Hydroxylasemangel allerdings auch im Rahmen des Neugeborenenscreenings untersucht, wobei hier jedoch nur klassische Formen eindeutig detektiert werden können und eine darauffolgende genetische Analyse für die weitergehende Beurteilung von großer Bedeutung ist. Ein Kortisolmangel mit verminderter Androgensynthese führt bei XY-Individuen zu einer Untervirilisierung wie z.B. bei Enzymdefekten, die durch Veränderungen in den Genen CYP11A1, StAR, HSD3B, CYP17A1, oder POR verusacht sind. Einen Kortisolmangel und eine erhöhte Androgenkonzentration findet man beim 21-Hydroxylasemangel (CYP21A2), beim 11ß-Hydroxylasemangel (CYP11B1) und bei XX-Individuen beim 3ß-HSD-Mangel (HSD3B2).
Klassiche Form:
• in über 95% der Fälle die 21-Hydroxylase betroffen
• Virilisierung weiblicher Neugeborener (SV)
• Salverlust bei Neugeborenen (SW)
• Pseudopubertas präcox
• Inzidenz: 1:13000
Late-onset Form:
• 21-Hydroxylase-, 11ß-Hydroxylase- und 3ß-Hydroxysteroid-Dehydrogenase (3ß-HSD) können betroffen sein
• Zyklusunregelmäßigkeiten, Akne, Hirsutimus, sek. Amenorrhoe, Alopecie, polycystische Ovarien, Oligospermie
Bei erwachsenen Frauen kann ein Tumor des Ovars oder der Nebennieren die klinischen Symptome einer CAH nachahmen. Das Syndrom der polyzystischen Ovarien (PCOS) ist eine weitere Differenzialdiagnose.
Dubey et al. Indian J Med Res. 2017, Höppner medgen 2004, https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/174-003l_S1_Adrenogenitales-Syndrom-AGS-im-Kindes-und-Jugendalter_2022-03_1.pdf
Hannah-Shmouni et al. Best Pract Res Clin Endocrinol Metab 2017
-
Praeanalytik
Für die Untersuchung ist eine Einwilligung des Patienten nach GenDG erforderlich , Diese finden Sie unter folgenden Link zu den Anforderungsscheinen unter „Allgemeine Dokumente“.(Link)
-
Bewertung
Gen OMIM-G OMIM-P Basisdiagnostik Stufe I (Sanger + MLPA): CYP21A2 613815 613815 ARMC5 615549 615954 CYP11B1 610613 202010 CYP17A1 609300 202110 GNAS 139320 219080 HSD3B2 613890 201810 MC2R 607397 202200 MRAP 609196 607398 NNT 607878 607878 NR0B1 300473 300200 NR3C1 138040 615962 PDE11A 604961 610475 PDE8B 603390 614190 POMC 176830 609734 POR 124015 613571 PRKAR1A 188830 610489 STAR 600617 201710