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  • Synonym

    Proteinurie
  • Material

    Spontanurin 1 ml
    oder
    24 Stunden-Sammelurin 1 ml
  • Einheit

    mg/l bzw. mg/die
  • Referenzbereich

    Siehe Referenzbereiche von Gesamtprotein, Albumin, IgG, alpha 1-Mikroglobulin und alpha 2-Makroglobulin.

  • Akkreditiert

    Nein
  • Allgemeines

    Die Proteinuriediagnostik beinhaltet die Untersuchung der Konzentration im Urin von gesamtem Protein sowie von den Leitproteinen:  Albumin, IgG, alpha1-Mikroglobulin und alpha2- Makroglobulin. Die Untersuchung kann durch die Durchführung einer Immunfixation im Urin zum Nachweis von Immunglobulinleichtketten ergänzt werden. Normalerweise werden über 90% der glomerulär filtrierten Proteine tubulär rückresorbiert, so daß nur geringe Mengen von Protein in den Endharn gelangen. Eine pathologische Proteinurie ist somit in erster Linie glomerulär (z.B. Glomerulonephritis) oder tubulär (renal: strukturelle oder funktionelle Schädigung des Tubulussystems bei interstitieller Nephropathie oder Fanconi-Syndrom; prärenal: „Überlaufproteinurie“ mit Überschreiten der tubulären Rückresorptionsrate bei monoklonalen Gammopathien oder Rhabdomyolyse) bedingt. Bei glomerulärer Proteinurie finden sich vor allem Albumin, Transferrin und Immunglobuline im Endharn, bei tubulärer Proteinurie hauptsächlich alpha1-Mikroglobulin, beta2-Mikroglobulin, retinolbindendes Protein und Immunglobulinleichtketten. Eine postrenale Proteinurie komm bei entzündlichen Prozessen der ableitenden Harnwege vor und ist durch die Ausscheidung von alpha2-Makroglublin gekennzeichnet.
    Weitere Hinweise finden Sie unter den Angaben zu der Leitproteinen im Leistungsverzeichns.

    Literatur:
    F. Böge. Harnproteine. In :L. Thomas (Hrsg) „Labor und Diagnose“, TH-Books 8. Aufl. (2012), S. 665 ff
    H.D. Rupprecht, Differential diagnosis of proteinuria; MMW Fortschr Med. 146 , 41 (2004)
    G. D’Amico et al., Pathophysiology of proteinuria.;Kidney Int. 63 , 809 (2003) .
    Gressner und Arndt. Immunglobullin G im Urin. In „Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik“ 2 Auflage.2013. S. 702                                               
    Beipackzettel Roche „Total Protein Urine/CSF Gen.3“  2015.; Walter G. Guder, Nierendiagnostik
    Grundlagen der Labormedizin München Redaktion: Dr. Volker Ehrhardt,; Roche Diagnostics GmbH, Mannheim; Überarbeitete Fassung: November 2009

  • Indikation

    Erkrankungen der Nieren und der ableitenden Harnwege, Screeninguntersuchung, Verlaufskontrolle

  • Praeanalytik

    bei 24h-Urin: Menge angeben
    Spontanurin oder 24‑Stunden-Urin ohne Konservierungsmittel. Proben während des Sammelns sollen gekühlt gelagert werden.
    Stabilität der Probe: Kühlschrank 1 Woche, Achtung nicht einfrieren! Das Einfrieren der Probe kann eine Abnahme der Konzentration von Proteinen verursachen.

  • Bewertung

    Der  Nachweis  einer erhöhten Konzentration von Gesamtprotein im Urin weist auf eine Proteinurie hin.  Der Nachweis einer erhöhten Konzentration der unterschiedlichen Leitproteine im Urin und ihrer Relation ist für die Differenzierung zwischen pränalen, renalen bzw. postrenalen Formen der Proteinurie hilfreich. Eine prärenale Proteinurie liegt vor bei Produktion von Immunglobulinleichtketten oder bei Freisetzung von Myoglobin bzw. Hämoglobin,  wenn die tubuläre Resorptionskapazität überschritten wird (Überlaufproteinurie). Die renalen Proteinurien werden in die glomeruläre, tubuläre oder glomerulo-tubuläre Proteinurie unterteilt. Die glomeruläre Proteinurie ist durch eine erhöhte Albuminausscheidung charakterisiert (z.B.  70 – 90 % des Gesamteiweißes im Harn) und kann selektiv bzw. nicht-selektiv sein. Die nicht-selektiven Proteinurie zeigt eine erhöhte Ausscheidung von IgG in Urin. Bei  einem über 100-fachen Anstieg der Albuminkonzentration im Urin werden die rückresorbierenden Tubuli überlastet, so dass alpha1-Mikroglobulin vermehrt ausgeschieden wird. Eine gleichzeitig erhöhte Ausscheidung von Albumin und alpha1-Mikroglobulin spricht für eine glomerulotubuläre Proteinurie (Mischproteinurie). Für rein tubuläre Formen ist dagegen die prädominant erhöhte Ausscheidung von alpha1-Mikroglobulin charakteristisch. Die postrenale Proteinurie ist fast immer mit einer Hämaturie assoziiert und durch die erhöhte Ausscheidung von  alpha2-Makroglobulin im Urin gekennzeichnet. Folgende Quotienten können für die Beurteilung der Proteinurien herangezogen werden:                                                                                                                                 

    • α1-Mikroglobulin/Albumin < 0,1 = rein glomeruläre Proteinurie
    • α1-Mikroglobulin/Albumin > 0,1 = Mischproteinurie (glomerulotubulär)
    • IgG/Albumin > 0,03 mg/mg = nicht selektive glomeruläre Proteinurie
    • IgG/Albumin < 0,03 mg/mg = selektive glomeruläre Proteinurie
    • α2-Makroglobulin /Albumin < 0.02 = renale Hämaturie
    • α2-Makroglobulin /Albumin > 0.02 = postrenale Hämaturie                                                             
    • (Albumin + IgG + α1-Mikroglobulin) / Totalprotein < 0,6 = Hinweis auf Ausscheidung von Immunglobulinleichtketten

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