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  • Synonym

    Bestimmung der Zellzahl im Liquor
  • Material

    Liquor 1 ml
  • Methode

    Impedanzmessung
  • Einheit

    Zellen/µl
  • Referenzbereich

    Erwachsene

    0 – 4 Zellen/µl Liquor

    Neugeborene

    0 – 15 Zellen/µl Liquor

    Frühgeborene

    0 – 16 Zellen/µl Liquor

     

  • Akkreditiert

    Ja
  • Allgemeines

    Die klinische-diagnostische Indikation zur Untersuchung von Liquor umfasst ein weites Feld an verschiedenen Fragestellungen. Die angeforderten Untersuchungen beinhalten neben der Bestimmung der Zellzahl und der zellulären Prädifferenzierung auch klinisch-chemische Parameter, serologische oder molekularbiologische Untersuchungen, Tumormarkerbestimmungen, Tumorzytologie, bakteriologische Untersuchungen und weitere Spezialanalytik. Häufige Fragestellungen im Rahmen der Liquordiagnostik sind jene nach entzündlichen Veränderungen (akut oder chronisch) sowie dem Vorhandensein von malignen Zellen.
    Die Bestimmung der Zellzahl im Liquor erfolgt mit Hilfe eines Hämatologieautomaten.  Bei der automatisierten Zellzählung mit einem Hämatologieautomaten kann die Prädifferenzierung in polymorphnukleäre Zellen PMN (neutrophile Granulozyten) und mononukleäre Zellen MN (Monozyten und Lymphozyten) einen schnellen und differentialdiagnostisch hilfreichen Hinweis auf die Verteilung der Zellgruppen geben. Das Auftreten von PMN wird insbesondere bei akuten entzündlichen Veränderungen im Zentralnervensystem beobachtet, wie beispielsweise bei Meningitiden.  Die Differenzierung der Zellen in PMN und MN erfolgt absolut und relativ, basierend auf der am Gerät gemessenen Gesamtzahl an Leukozyten. Je nach Krankheitsentität können sich allerdings auch nicht-hämatopoetische Zellen im Liquor aufhalten (z. B. Tumorzellen, Astrozyten, Oligodendrozyten, Ependym-, Plexus- oder Knorpelzellen, etc.). Zusätzlich können mit Hilfe des Hämatologieautomaten auch hochfluoreszierende Zellen HFC im Liquor detektiert werden, bei denen es sich entweder um Nukleinsäure-reiche Zellen (z.B. Tumorzellen, Plasmazellen, aktivierte Lymphozyten, etc.) oder auch um Zelltrümmer handeln kann.
    Zur Unterscheidung zwischen frischer und älterer Blutung kann die Liquorprobe zentrifugiert werden, wobei sich frische und intakte Erythrozyten als Sediment absetzen, während ein gelblich verfärbter Überstand (sog. Xanthochromie) auf eine ältere Blutung oder einen hohen Eiweißgehalt der Liquorprobe hinweist. Bei einer akuten bakteriellen Meningitis finden sich i.d.R. sehr hohe Zellzahlen im Liquor (bis ca. 20.000/µL), wobei es sich hierbei ganz überwiegend um Granulozyten handelt. Der Liquor erscheint makroskopisch trübe. Bei einer Virusmeningitis können in der akuten Phase ebenfalls hohe Zellzahlen (>1.000/µL) auftreten, im weiteren Verlauf sinken die Zahlen jedoch auf Werte unter 1.000/µL ab. Die vorherrschende Zellpopulation bei viralen Meningitiden sind Lymphozyten un Monozyten. Geringgradige bis mäßige Zellzahlerhöhungen treten ebenfalls bei einer größeren Anzahl an ZNS-Erkrankungen auf, wie beispielsweise Durchblutungsstörungen, Tumoren, Traumata des ZNS, Multipler Sklerose, etc..

    Literatur:
    1. Süssmuth SD et al. (2013).Current cerebrospinal fluid diagnostics for pathogen-related diseases
    Nervenarzt, 84(2):229-44 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23371378
    2. Zimmermann M et al. (2011). Automated vs. manual cerebrospinal fluid cell counts: a work and cost analysis comparing the Sysmex XE-5000 and the Fuchs-Rosenthal manual counting chamber Int J Lab Hematol, 33(6):629-37 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21668655
    3. Thomas L. (2007): Labor und Diagnose, 6. Auflage.
    4. Szamosi D. I. (2009): Body Fluid Analysis for Cellular Composition; Approved Guideline. CLSI document H56-A, Vol. 26, No. 26.
    5. Zimmermann et al. (2013). Cellular origin and diagnostic significance of high-fluorescent cells in cerebrospinal fluid detected by the XE-5000 hematology analyzer. Int J Lab Hematol. 2013 Dec;35(6):580-8. doi: 10.1111/ijlh.12090. Epub 2013 Apr 3.
    6. Felgenhauer K, Beuche W: Labordiagnostik neurologischer Erkrankungen. Thieme Verlag Stuttgart 1999. S44 ff.

  • Praeanalytik

    Die Bestimmung der Zellzahl aus Liquor sollte so schnell wie möglich durchgeführt werden (idealerweise innerhalb von 1 Stunde nach Probenentnahme).
    -sterile Punktion an der Entnahmestelle
    -artefizielle Einblutung vermeiden

    Lagerstabilität:
    idealerweise erfolgt die Bestimmung der Zellzahl innerhalb von 1 Stunde nach Entnahme
    Störfaktoren:
    fälschlicherweise erhöhte Zellzahl: artefizielle Blutbeimengung durch die Punktion (pro 1000 Erythrozyten/µL wird hierbei ein Leukozyt/µL von der Gesamtzellzahl subtrahiert). Zelltrümmer können das Vorhandensein hochfluoreszierender Zellen (HFC) vortäuschen.

  • Bewertung

    Physiologischerweise kommen im Liquor 70-100% Lymphozyten und ca. 0-30% Monozyten vor. Als grundsätzlich pathologisch ist das Vorhandensein folgender Zellklassen einzustufen: Granulozyten, Plasmazellen, Makrophagen und Erythrozyten, soweit diese dei Probe nicht artefiziell durch die Punktion kontaminiert haben. Unter pathologischen Bedingungen können auch Tumorzellen (Metastasen oder primäre Hinrtumoren) zu finden sein, bei bakteriellen Meningitiden können mitunter die Erreger auch direkt im Liquor angefärbt werden.

    Erhöhte Zellzahlen können bei den folgenden Erkrankungen auftreten:
    – Meningitis (bakteriell > viral)
    – Hirnabszess
    -Neurosyphilis
    – Varicella Zoster Infektion
    – Guillain-Barré-Syndrom
    – HIV-Enzephalitis
    – Multiple Sklerose
    – Neuroborreliose
    – Parasitose
    – Hirninfarkt/zerebrovaskuläre Schädigung
    – Meningealkarzinose/Hirnmetastasen
    – primärer Hirntumor
    – leukämische Infiltrate
    – Hirntrauma

  • Durchfuehrung

    wochentags von 8:00-20:00 Uhr, Sa. u. So. 8.00-15:00 Uhr Routineparameter, Messung von Notfällen jederzeit möglich

Labor Berlin – Charité Vivantes GmbH
Tel: +49 (30) 405 026-800

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